Aus Wegen werden Verkehrsadern
Schon von Alters her durchquerten Fernwege die oftmals unzugänglichen Regionen des Nordens. Hier sind der „Reuterweg" als alter Heerweg und die „Flämische Straße", die zur Zeit der Hanse als Handelsstraße genutzt wurde, zu nennen.
Die alte Handelsstraße führte von Amsterdam nach Lübeck und durchlief den nördlichen Teil des Gemeindegebietes. Sie bildet heute zwischen Nordhorn und Delmenhorst die Bundesstraße 213. Die ersten und ältesten Wege waren die sogenannten Kirchwege. Mit der christlichen Missionierung wurden an zentralen Orten Pfarrkirchen gegründet und der Gottesdienstbesuch an Sonn- und Festtagen, an Bet- und Bitttagen zu einer strengen Pflicht. Es entstand im Pfarrbezirk ein Netz von Kirchwegen, die von den dörflichen Ansiedlungen auf einem jeweils direkten Wege zur Pfarrkirche nach Emstek führten. Die ersten Fahrwege wurden erforderlich, als Äcker in Gewannfluren angelegt wurden und die Ernte unter Dach und Fach gebracht werden musste oder das Plaggenmahtgut in die Ställe transportiert und als Dünger wieder auf die Ackerböden verteilt wurde.
Im nördlichen und nordwestlichen Grenzgebiet des Kirchspiels wurden an Lethe, Aue und der Engelmanns Bäke schon früh Wassermühlen gebaut und die Bauern veranlasst, nach dorthin ihr Korn zur Ausmahlung zu bringen. So entstanden von den Bauerschaften zu den Mühlen führende Mühlenwege, die erst mit dem Aufkommen von Windmühlen gegen Mitte des vorletzten Jahrhunderts ihre Bedeutung verloren. Die Kirch- und Mühlenwege hatten sich im Laufe der Zeit unter Berücksichtigung der Bodenverhältnisse und der Witterungsbedingungen als die am besten begang- und befahrbaren Strecken herausgestellt und durch ständige Benutzung eine Art Trassierung erfahren.
Mit Ausnahme der Chausseen waren bis in die letzten Jahrzehnte des vorletzten Jahrhunderts alle Emsteker Verkehrswege unbefestigte Sand- oder lehmige Sandwege. Die Befestigung der Wege in der Gemeinde Emstek begann 1838 mit der Chaussierung der Strecke von Vechta über Schneiderkrug nach Ahlhorn am östlichen Rand des Gemeindegebietes. 1840 wurde dann der alte Heer- und Handelsweg, die „Flämische Straße", befestigt.
In den Jahren 1882 bis 1888 wurde die Amtschaussee von Cloppenburg nach Schneiderkrug mit einer Abzweigung nach Cappeln gebaut. Sie führte über den alten Dorfweg durch den Ort Emstek und durch Drantum und verband die beiden Bahnhöfe Cloppenburg und Schneiderkrug. Der Amtsverband Cloppenburg baute von 1906 bis 1908 die rund 4,8 Kilometer lange Amtsverbandschaussee (Kreisstraße) von der Emsteker Ortsmitte über Halen bis zum Bahnhof in Höltinghausen. 1908 wurde die rund 2 Kilometer lange Straße Bühren - Repke und ebenfalls 1908 ein 800 Meter langes Teilstück in der Ortsmitte von Höltinghausen Richtung Cloppenburg hergestellt. Die Befestigung der eigentlichen Gemeinde- und Genossenschaftswege nahm 1903 mit dem Klinkerausbau des Weges von der Emsteker Dorfstraße nach Westeremstek ihren Anfang. Weitere Vorhaben kamen erst wieder 1910 im Rat der Gemeinde zur Sprache. Es folgte der Beschluss über den Ausbau von insgesamt zehn Wegestrecken.
Unterbrochen durch den 1. Weltkrieg und danach - unter Einsatz von an die einhundert sogenannter Notstandsarbeiter - wurden in der Zeit von 1920 bis 1923 insgesamt 16 Streckenkilometer an verschiedenen Straßen gebaut. Nach dem 2. Weltkrieg richtete sich das Augenmerk auf den desolaten Zustand der Gemeindestraßen. Zuerst wurden die bisher noch nicht befestigten Gemeindewege ausgebaut. Hierfür wurde bis 1955 Hochofenschlacke eingesetzt. In den Jahren nach 1955 verbaute man für die restlichen Wege zunächst Piesberger Kleinschlagmaterial und ab 1965 Wardenburger Betonsteine.
Die Anbindung an das deutsche Eisenbahnnetz erhielt die Gemeinde Emstek 1875 durch die Eröffnung der Linie Osnabrück - Oldenburg. Der Bahnhof Höltinghausen und auch der Bahnhof Schneiderkrug an der 1885 eröffneten Strecke Vechta - Ahlhorn bekamen eine große Bedeutung, als um die Jahrhundertwende die Kultivierung weiterer Heide- und Ödlandflächen in der ganzen Gemeinde begann. Durch den Einsatz des durch die Bahn aus weiten Räumen herbeigeschafften Kunstdüngers war es möglich geworden, ertragsarme Böden für die landwirtschaftliche Produktion nutzbar zu machen. Eine Kleinbahn zwischen Cloppenburg und Vechta wurde im Juni 1914 endgültig fertiggestellt. Im September 1965 stellte die Kleinbahn Vechta - Cloppenburg ihren Betrieb ein. Der Bahnhof Höltinghausen hat für die Gemeinde heute keine wesentliche Bedeutung mehr.
Heute sind die Bundesstraßen 213, 69 und 72, letztere in einem Teilabschnitt heute Umgehungsstraße um Emstek, von herausragender Bedeutung für die Gemeinde.
Zusammen mit den Autobahnen A 1 und A 29 lassen sie überregionale Wirtschaftsräume zusammenrücken und bilden Lebensadern einer gesunden und sich stetig entwickelnden Wirtschaft in Emstek.